Rede im Rat der Stadt Laatzen am 19.11.2020 zum TOP 6: Parkhaus zur Deckung des Stellplatzbedarfs
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Bau eines neuen Rathauses ist gar nicht so einfach, wie man denkt. Der französische Philosoph der Aufklärung Rene Descartes hat gesagt: „Der Zweifel ist der Weisheit Anfang.“ Die CDU-FDP-Gruppe zweifelt an der Richtigkeit der Entscheidung beim Bau des neuen Rathauses eine Tiefgarage vorzusehen.
Welche Argumente haben wir gegen die Lösung Tiefgarage und für die Lösung Parkhaus?
Wir haben die Gründe für beide Lösungen lange gegeneinandergestellt. Von kurzen und witterungsunbeeinflussten Zugangsmöglichkeiten zu den Rathausräumen und Büros über städtebauliche Aspekte bei der Entwicklung der Marktstr., die Schaffung von Wohnraum, die Fragen von Lärmemissionen und Öffnungszeiten, die Frage von Bewirtschaftungs- und den Investitionskosten sowie möglichen Verkaufserlöse von Grund-stücken oder bauphysikalischen Aspekte einer Tiefengründung. Die Auswirkungen auf Autoverkehre zu einem Parkplatz nördlich des EKS-Z und der Zuwegung dahin und zur Verkehrsentwicklung auf der Markt- und Pestalozzistr.
Nach Abwägung aller Aspekte treten wir für den Bau eines Parkhauses anstelle einer Tiefgarage ein. Was sind unsere Gründe?
• Wir benötigen 143 Stellplätze für das neue Rathaus und 115 Stellplätze für das Erich-Kästner Schulzentrum. Das macht zusammen 258 Stellplätze. Die Parkplätze für weitere Wohngebäude rechnen wir gar nicht dazu. Diese Menge lässt sich sinnvoll und bedarfsgerecht für die Rathausbesucher, die Beschäftigten der Stadtverwaltung und die Beschäftigten sowie die SuS des EKS-Z besser in einem Parkhaus realisieren. Ein Parkhaus mit vorgefertigten Normteilen in Stahlbauweise z.B. ermöglicht eine kurze Bauzeit mit gut kalkulierbaren Kosten, während die bauphysikalischen Probleme einer Tiefgarage nicht zu unterschätzen sind.
• Wir setzen auf Nachhaltigkeit. Der Bau eines Parkhauses ist jederzeit leicht rückgängig zu machen, wenn die Entwicklung des Individualverkehrs sich in eine Richtung dreht, die weniger Autos zur Folge hat. Die Tiefgarage bleibt und ist nicht zurück zu bauen, ein Parkhaus ist rasch zu beseitigen.
• Wir wollen das Stadtklima verbessern. Durch ein begrüntes Parkhaus mit einer Photovoltaikanlage kann eine Mikroklimaverbesserung erreicht werden.
• Wir wollen in die Zukunft investieren. Ein Parkhaus bietet bessere Möglichkeiten für Zusatznutzungen. Die Einrichtung von Elektrotankstellen, die Einrichtung von E-Bike Ladestationen, Möglichkeiten für einen Logistikstandort für Pakete, Wohnen und Arbeiten in weiteren Etagen.
• Wir wollen Kosten sparen. Der Stellplatz in einer Tiefgarage kosten nach unseren Recherchen zwischen 15.000 und 25.000 €, der Stellplatz in einem Parkhaus ist für 5.000 bis 13.000 € zu haben. Das macht bei 143 Stellplätzen eine Einsparung zwischen 0,7 bis 1,8 Mio. € beim Rathausneubau aus. Das ist auch bei einem höherwertigen Parkhaus mir höheren Kosten pro Stellplatz noch relevant. Die von der Verwaltung vorgelegten Erträge beim Verkauf müssen nach unserer Auffassung anders berechnet werden, da die benötigte Grundfläche für ein Parkhaus je nach Geschosszahl erheblich kleiner wäre als berechnet. Dazu kommen noch bei einer Tiefgarage die Kosten für die Zuwegung zu einem Schulpark-platz nördlich des EKS-Z und den Umbau der Pestalozzistr, die den finanziellen Vergleich zwischen einer Tiefgarage und einem Parkhaus erheblich zu Ungunsten der Tiefgarage verändern.
• Und dann darf man auch die Vision eines Parkhauses mit modernster Technik wie einem Autoaufzug mit automatischem Einparken und damit verringertem Platzbedarf sowie weiteren Digitalisierungsmöglichkeiten zur Bewirtschaftung nicht vergessen. Wäre das nicht etwas für Laatzen 2030?
Unser Fazit aus den ausführlichen internen Diskussionen und Recherchen lautet daher: Der Bau eines Parkhauses ist die bessere Lösung. Stimmen Sie daher unserem Antrag vom August 2020, Drucksache 2020/190 zu.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.